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AUSGABE Nr.3 März-April 2007
Kunst und Kultur in Ras Al Khaimah
Auf der Suche nach nationaler Identität und kulturellem Erbe
Die Vereinigten Arabischen Emirate verdanken ihren wirtschaftlichen Aufschwung nicht nur den noch immer sprudelnden Ölquellen, sondern auch den Millionen von Gastarbeitern, die ein Großprojekt nach dem anderen in den Wüstensand zementieren. Resultat dieser Politik ist eine ethnische Struktur, welche die Einheimischen zur Minderheit im eigenen Land werden ließ. Um die nationale Identität zu stärken und das kulturelle Erbe der Region zu wahren, werden im nördlichen Emirat Ras Al Khaimah verschiedene Kultur-Projekte gefördert.
Das alljährlich im Frühjahr stattfindende Awafi-Festival ist bereits weit über die Landesgrenzen hinaus für seine zahlreichen kulturellen Höhepunkte bekannt. Inmitten der malerischen Wüstenlandschaft von Awafi fanden auch in diesem Jahr wieder sportliche Wettkämpfe, traditionelle Gesangs- und Tanzvorführungen sowie Kunstausstellungen statt. Seine Hoheit Scheich Saud Bin Saqr Al Qasimi, Kronzprinz und Vize-Regierungschef von Ras Al Khaimah, äußerte sich optimistisch zur Entwicklung des Emirats als Touristenzentrum: „Der Erfolg des Awafi-Festivals ist ein erster Schritt zur langfristigen Erschließung der touristischen Möglichkeiten Ras Al Khaimahs. Das Konzept des Festivals ist einzigartig in der Region und gibt uns die Möglichkeit, die Schönheit der Landschaft und den Reichtum des kulturellen Erbes zu demonstrieren.“ Auch Seine Hoheit Scheich Faisal Bin Saqr Al Qasimi, Vorstand des RAK Finance Department und Organisationsleiter des Awafi-Festivals, weist auf die ehrgeizigen Pläne des Emirats hin: „Momentan befinden sich zehn Hotels, Ressorts und andere touristische Projekte in Ras Al Khaimah in der Realisierungsphase. All diese Projekte werden in naher Zukunft fertig gestellt werden; parallel dazu soll das Awafi-Festival während der gesamten Frühjahrs-Saison als weitere Attraktion Touristen aus der ganzen Welt anlocken.“ Das „Heritage Village“ dient dabei als permanente Kulturausstellung, die einen Eindruck vom früheren Leben und Arbeiten der Emiratis vermittelt. In den unzähligen arabischen Zelten werden mit viel Liebe zum Detail Jagdwaffen, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände aus der Zeit vor dem wirtschaftlichen Aufschwung ausgestellt. Dabei wird dem staunenden Besucher deutlich, wie hart das Leben in der Wüste noch vor wenigen Jahrzehnten war.
Auch der deutsche Künstler Ray Kunzmann zeigte sich begeistert vom Flair des Awafi-Festivals und stellte seine Werke aus. Nach dem Motto „Der beste Künstler ist die Natur selbst“ hat der aus dem Erzgebirge stammende Kunzmann die Technik der Kiescollage perfektioniert und gilt europaweit als Meister seines Fachs. Die einzigartigen Mosaikkunstwerke entstehen aus den feinsten Gesteinsarten aus aller Welt: Alabastermarmor, Cararamarmor, Sandstein, Granit und Glimmer kommen in ihren natürlichen Farbtönen und in allen erdenklichen Einfärbungen zum Einsatz. Ray Kunzmann legt dabei großen Wert auf die praktische Nutzbarkeit seiner Werke. Neben meist großformatigen Wandbildern erschafft er Tischplatten, Türfüllungen, Intarsien, Wand- und Deckenvertäfelungen sowie Designobjekte wie Firmenschilder, Wappen und Skulpturen oder Mosaike mit altrömischen Motiven. Entsprechend konzipiert, trotzen die Kunstwerke nahezu allen klimatischen Bedingungen. Sie überstehen höchste Beanspruchung z.B. im Fußboden oder unter Wasser und sind extrem verschleißarm. Für seine Ausstellung im Rahmen des Awafi-Festivals fertigte Ray Kunzmann ein Großportrait des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Seiner Hoheit Scheich Khalifa Bin Zayed Sultan Al Nahyan, an, das sich aus 375.000 farbigen Steinen zusammensetzt. Seine Werke wurden sowohl von den emiratischen als auch den internationalen Festival-Besuchern bestaunt und werden derzeit in verschiedenen Einrichtungen in Ras Al Khaimah und Dubai ausgestellt.
Zu den Organisatoren des Awafi-Festivals zählt auch Ali Abdul Rahman Darwish, der zur Wahrung des kulturellen Erbes der Region beitragen möchte. Neben seiner Arbeit für die Polizei verwendet er viel Zeit und Mühe auf den Ausbau eines Museums, das er auf seinem Privatgrundstück errichtet hat. Dort wurden Wohnräume, Kochstellen und Schlafplätze originalgetreu nachgebaut, um den Alltag der einheimischen Bevölkerung zu veranschaulichen. Neben Schmuck, Uhren und Spielzeug sind auch Jagd-Utensilien und Waffen zu bestaunen. Ali Abdul Rahman Darwish nimmt sich für jeden Besucher Zeit und erklärt die einzelnen Gebrauchsgegenstände voller Hingabe. Der leidenschaftliche Sammler lässt es sich auch nicht nehmen, den beeindruckten Gästen seine zahlreichen Tiere vorzustellen. Der tanzende Papagei sorgt dabei für viel Spaß und lautes Gelächter. Das dicke Gästebuch ist voller Fotos und Widmungen begeisterter Besucher, die nicht nur einen Einblick in die Kultur der Emirate erhielten, sondern auch arabische Gastfreundschaft erleben durften.
Mehr Infos zum Awafi-Festival, Ray Kunzmann und dem Bin Darwish Heritage Village gibt es unter www.rak24.com und www.al3resh.net.